Warum Awareness heute wichtiger ist denn je

Plötzlich ist jemand still. Obwohl er sonst immer lacht.

Ein Kollege kommt regelmäßig zu spät, obwohl er früher als Erster da war.

Die Konzentration lässt nach. Die Fehler nehmen zu.

Was tun? Wegsehen, weil man nicht weiß, wie man reagieren soll? Oder hinschauen und mit einer einfachen Frage vielleicht einen Unterschied machen?

Genau hier setzt Awareness an.

Was bedeutet Awareness am Arbeitsplatz?

Awareness, also achtsames Wahrnehmen von Veränderungen im Verhalten unserer Mitmenschen, ist mehr als ein netter Gedanke. Es ist eine Haltung. Eine Entscheidung, im hektischen Arbeitsalltag nicht nur Aufgaben und Ziele im Blick zu behalten, sondern auch die Menschen dahinter.

In einer Zeit, in der psychische Belastungen stetig zunehmen, wird dieser Blick immer wichtiger. Die Gründe sind vielfältig:

  • Steigender Druck durch Arbeitsverdichtung und Digitalisierung
  • Ständige Erreichbarkeit, auch im Homeoffice
  • Unsicherheiten durch globale Krisen wie Krieg, Inflation oder Pandemie
  • Veränderung sozialer Strukturen und steigende Eigenverantwortung

All das kann Menschen aus dem Gleichgewicht bringen, auch wenn man es ihnen nicht sofort ansieht.

„Wenn sich jemand verändert, frag nach.“

In der letzten Awareness-Schulung, an der Alexandra Seidel, Roman Zeuch und Uwe Steinbach teilnahmen, haben wir genau das geübt: frühzeitig Veränderungen zu erkennen und richtig zu reagieren.

Ein Satz, der besonders nachwirkte, lautete:

„Es geht nicht darum zu wissen, was jemand hat, sondern darum zu verstehen, was er oder sie gerade braucht.“

Konkret heißt das:

  • Wenn jemand plötzlich schweigt, obwohl er sonst offen ist, lohnt sich ein Gespräch.
  • Wenn sich Arbeitsverhalten stark verändert, mehr Fehler passiere, weniger Einsatz oder überdurchschnittlicher Einsatz geleistet wird, ist es Zeit, nachzufragen.
  • Wenn jemand still leidet, kann ein einfacher Satz wie „Brauchst du Unterstützung?“ viel bewirken.

Es geht nicht um Diagnosen oder schnelle Lösungen, sondern um Aufmerksamkeit und echtes Interesse. Und manchmal auch darum, den Mut zu haben, Dinge anzusprechen, die andere übersehen.

Burnout, Sucht, Überforderung, nicht unsichtbar lassen

Viele psychische Belastungen zeigen sich schleichend. Deshalb wurden in der Schulung auch Warnzeichen thematisiert, wie zum Beispiel:

  • Dauerhafte Erschöpfung, auch nach Erholungsphasen
  • Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit
  • Rückzug aus dem Team
  • Sichtbarer Leistungsabfall oder extreme Leistungsschwankungen

Auch sensible Themen wie Alkoholabhängigkeit kamen zur Sprache. Der sogenannte CAGE-Fragebogen kann Hinweise auf einen problematischen Konsum liefern – eine Methode, die respektvoll und diskret eingesetzt werden kann.

Awareness bedeutet hier: Nicht bewerten. Sondern ernst nehmen. Und helfen, bevor es zu spät ist.

Achtsamkeit beginnt bei uns selbst

Awareness richtet sich nicht nur nach außen. Auch das eigene Befinden verdient Aufmerksamkeit. Wer merkt, dass er sich erschöpft fühlt, Konzentration verliert oder ständig unter Druck steht, sollte ebenfalls Hilfe suchen und sich mitteilen. Führungskräfte können hier mit gutem Beispiel vorangehen.

Denn: Nur wer auf sich selbst achtet, kann auch für andere da sein.

Füreinander da sein ist kein Extra. Es ist Teil der Unternehmenskultur

Ein achtsames Miteinander entsteht nicht von allein. Es muss bewusst gelebt werden. Durch Schulungen, offene Kommunikation und eine Kultur, in der das Gespräch mit Kolleg:innen genauso viel zählt wie das Erreichen eines KPI.

Awareness bedeutet auch:

  • Zuhören statt Urteilen
  • Fragen statt Verurteilen
  • Unterstützen statt Kontrollieren
  • Gemeinsam statt alleine

Fazit: Kleine Zeichen erkennen, bevor sie groß werden

Achtsamkeit im Arbeitsalltag ist kein „Soft Skill“. Es ist eine Fähigkeit, die unsere Teams stärkt, Vertrauen schafft und langfristig Gesundheit und Zusammenarbeit fördert.

Ob in der Produktion, im Büro oder im Lager: Wenn wir erkennen, dass sich jemand verändert, ist es ein Zeichen von Stärke, hinzuschauen. Nicht weg.

Denn manchmal reicht ein einfaches:

„Ich hab das Gefühl, es geht dir nicht gut. Magst du erzählen?“